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Louis de la Sarre:
Erklärung zum Verfassungsvorspann des Saarlandes
Ich bin Saarländer.
Und ich war erleichtert, als der Landtag endlich ausgesprochen hat, was hier jeder weiß: Frankreich und Europa sind für uns keine abstrakten Begriffe. Sie sind Teil unserer gelebten Wirklichkeit – sprachlich, historisch, kulturell und politisch.
Die Debatte hat es klar gezeigt: „Frankreich und Europa stehen jetzt ganz oben in der Verfassung.“
Das ist kein symbolischer Akt. Es ist ein längst notwendiges Bekenntnis zur Realität dieses Landes.
Denn das Saarland war nie homogen. Es war lothringisch, französisch, deutsch, autonom, umkämpft – und immer mehrsprachig. 1871, 1919, 1935, 1945, 1957: immer wieder musste man hier entscheiden, zu welcher Einheit man gehören sollte, und jedes Mal mit einem anderen Ergebnis. Wer das leugnet, will nicht erinnern, sondern umschreiben.
Genau das hat die AfD versucht: Ihr Gegenentwurf zum Vorspann sprach vom „deutschen Volk“, von der „abendländischen Kultur“ und vom „Sprachraum“ – als ließe sich die Geschichte des Saarlandes auf eine Formel nationaler Herkunft reduzieren.
Doch wer hier von „Sprachraum“ redet, sollte wissen, wovon er spricht. Was man in Saarbrücken, Großrosseln, Wadgassen ebenso wie in Spicheren, Petite-Rosselle oder Forbach spricht, ist Moselfränkisch – ein Dialekt des rheinfränkischen Kontinuums, der diese Region weit vor der Grenzziehung geprägt hat. Er ist nicht exotisch. Er ist normal – für ein Land, das nie rein deutsch, sondern immer eigenständig war. Wer diesen Sprachraum instrumentalisiert, um nationale Homogenität zu predigen, offenbart entweder Unwissenheit oder eine verborgene Absicht.
Auch der Verweis auf den Begriff „Abendland“ überzeugt nicht. Denn dieser Begriff ist alles andere als klar. Er wurde von der Kirche geprägt, durch die Aufklärung in Frage gestellt, von Nationalisten vereinnahmt – und von Rechtspopulisten mythisch überhöht.
Wer heute die „abendländische Kultur“ beschwört, muss präzisieren: Spricht er von Verdun oder Trier? Von Voltaire oder Bonifatius? Vom Metzer Dom oder vom protestantischen Choral? Was man Abendland nennt, ist kein homogener Block, sondern ein Spannungsfeld. Und genau das scheint die AfD nicht ertragen zu können.
Als man im Landtag die Anklage hörte, die Regierung habe „eine panische Angst, dass die Demokratie siegt“, war klar: Es ging nicht um Verfassung. Es ging um Vorherrschaft. Nicht um Pluralität, sondern um Ausschluss.
Ich gehöre keiner Partei an. Aber ich bin geprägt vom Denken Charles de Gaulles, der das deutsch-französische Band nicht als opportunes Abkommen verstand, sondern als ein Versprechen der Zivilisation.
Ich sage dies, weil ich dieses Land begreife – nicht als Linie auf einer Karte, sondern als lebendige Schichtung von Sprachen, Konflikten und Zugehörigkeiten. Ich weiß, dass sich unsere Identität nie durch Ausschluss gebildet hat, sondern durch Widerspruch, Durchlässigkeit, Beharrlichkeit.
1935 und 1955 mussten die Saarländer wählen. Sie taten es mit Ambivalenz. Und die Ergebnisse zeigten: Hier gibt es keine einfache Wahrheit. Wer heute von „Volkswillen“ spricht, täte gut daran, sich an diese geteilten Stimmen zu erinnern.
Unser Sprachraum ist moselfränkisch, grenzüberschreitend – und diese Realität enthält mehr Wahrheit als alle Reden über das „Volk“.
Darum ist meine Haltung eindeutig:
Nicht in meinem Namen. Nicht in meinem Land.
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