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Wie La Dernière Cartouche entstand
Ein Magazin zwischen Feder und Patrone – Geschichte, Haltung und Zukunft
Herausgegeben von De La Sarre Louis | La Dernière Cartouche
Wie La Dernière Cartouche entstand
Ein Magazin zwischen Feder und Patrone – Geschichte, Haltung und Zukunft
Ein Moment, der Geschichte schrieb
Der Name La Dernière Cartouche – die letzte Patrone – verweist auf ein Ereignis von tiefer historischer und symbolischer Bedeutung:
Am 1. September 1870 verteidigten französische Marineinfanteristen das Dorf Bazeilles bei Sedan gegen anrückende bayerische Truppen. Eingeschlossen in einem Gasthaus, kämpften sie bis zur letzten Patrone – nicht aus militärischer Hoffnung, sondern aus Haltung. Dieser letzte Widerstand wurde unsterblich durch das Gemälde Les Dernières Cartouches von Alphonse de Neuville, das bis heute in der nationalen Bildsprache Frankreichs verankert ist.
Ein Magazin, das aus dieser Haltung geboren wurde
La Dernière Cartouche ist kein klassisches Nachrichtenformat. Es ist auch kein Meinungsmedium.
Es ist der Versuch, eine Form journalistischen Denkens zu bewahren, die nicht an Effizienz, Reichweite oder Agenda gebunden ist – sondern an Gewissen, Stil und Unbequemlichkeit.
Der Name wurde nicht gewählt, weil er martialisch klingt,sondern weil er an etwas erinnert, das in der Medienlandschaft zunehmend fehlt: den Mut zum letzten Wort, zur letzten Position, zur letzten Wahrheit – auch wenn sie unbequem ist.
Ein Magazin, das auch im Schatten weiß, wofür es steht
Die Haltung von La Dernière Cartouche wurzelt nicht nur in einem historischen Bild, sondern in einer Tradition des Widerspruchs: jener geistigen Résistance, die in Lothringen, im Untergrund von Metz, Nancy oder den Wäldern bei Thionville nie ganz verschwunden ist.
Die wusste, dass Worte gefährlich werden können – und dass genau darin ihre Kraft liegt.
Der Herausgeber versteht sich nicht als Erbe einer Partei, sondern einer sprachlichen Aufrichtigkeit, wie sie ein Charles de Gaulle forderte, als er aus dem Exil heraus das freie Frankreich beschwor.
Es geht nicht um Nostalgie – sondern um das Wissen, dass auch ein Satz Widerstand sein kann.
Dass ein gut gesetztes Wort in trüben Zeiten mehr Geltung hat als ein ganzes Arsenal an Plattitüden.
La Dernière Cartouche schreibt aus dieser Erinnerung heraus. Nicht nur an die letzte Patrone von Bazeilles – sondern auch an die letzte Stimme, die sich noch erhob, als andere schon gefallen waren.
Frankophil aus Überzeugung – nicht aus Folklore
Der Herausgeber ist deutsch-französisch geprägt, mit tiefen familiären und emotionalen Wurzeln in Lothringen, dem Saarland und Luxemburg.
Sein Respekt vor der französischen Kultur ist nicht politisch gemeint, sondern kulturell tief verankert:
der Klang der Sprache, der Mut zur Form, die Kraft der Literatur, der Stolz auf Eigenständigkeit –
all das prägt La Dernière Cartouche.
Die Idee des Magazins ist also aus einer frankophilen Weltsicht heraus entstanden.
Nicht im Sinn romantischer Frankreich-Verehrung, sondern als Bekenntnis zu einer anderen publizistischen Schule:
mehr Essay als Schlagzeile, mehr Haltung als Positionierung, mehr Feder als Filter.
Dreiländereck SaarLorLux – und der Traum von einer anderen Ordnung
Das Magazin versteht sich als Stimme aus dem Dreiländereck Saar-Lor-Lux – einer Region, die mehr ist als Verwaltungseinheit: eine historische Zone der Du zrchmischung, der Gegensätze, der Widersprüche und der Möglichkeiten.
Hier stoßen Sprachen, Systeme und Mentalitäten aufeinander – und bilden doch ein verborgenes, unterschätztes Ganzes.
La Dernière Cartouche will dazu beitragen, diese Region neu zu denken. Nicht als Grenzland, sondern als Keimland. Nicht als Rest, sondern als Idee.
Unsere Zielsetzung – kompromisslos, aber nicht fanatisch
Wir schreiben nicht, um zu gefallen. Wir schreiben, weil viele geschwiegen haben. Weil Wahrheit mehr braucht als Haltung – sie braucht Form, Sprache und Mut.
Weil wir glauben, dass die Demokratie nicht an ihren Gegnern scheitert, sondern an ihrer Mittelmäßigkeit.
Weil wir Journalismus wieder als Widerstand gegen das Vergessen verstehen. Und weil wir wissen: Eine letzte Patrone ist keine Drohung. Sie ist ein Versprechen. An Klarheit. An Leser. An Verantwortung.
Was war der Auslöser des Deutsch-Französischen Krieges 1870?
Eine diplomatische Finte: Frankreich verlangte, dass Preußen den Rückzug eines Hohenzollernprinzen von der spanischen Thronkandidatur garantiert. Wilhelm I. lehnte höflich ab. Bismarck kürzte die Antwort zur berüchtigten „Emser Depesche“ – und provozierte eine Kriegserklärung.
📝 La Dernière Cartouche erinnert: Es war ein Krieg der Worte, bevor es ein Krieg der Waffen wurde.
Zwischen Frankreich und Deutschland – Die Wunde, die nicht heilt
Am ersten September 1870, in einem kleinen Dorf namens Bazeilles bei Sedan, endete eine Welt. Nicht mit einem Paukenschlag, nicht mit Triumph, sondern mit dem letzten, verzweifelten Widerstand einer Handvoll Männer, die wussten, dass ihr Kampf längst verloren war. Sie kämpften dennoch – bis zur letzten Patrone. Nicht aus Hoffnung, sondern aus Haltung.
Seit den frühen Morgenstunden hatte Bazeilles gebrannt. Französische Marineinfanteristen, eingeschlossen in einem Gasthaus, verteidigten das Dorf gegen die anrückenden bayerischen Truppen. Das Feuer fraß sich durch die Häuser, Rauch legte sich schwer über die engen Gassen. In dieser Dämmerung aus Pulver, Blut und Asche entschieden sich die Soldaten, standzuhalten – um jeden Preis.
Sie feuerten, luden nach, feuerten erneut. Als die Munition schwand, schossen sie einzeln, bewusst, wertvoll. Am Ende – als die letzte Patrone verschossen war – kapitulierten sie nicht. Sie warfen sich in den Nahkampf, mit dem Bajonett, mit bloßen Fäusten. Ihre Niederlage war unausweichlich, doch ihr Mut überdauerte den Tag. Es war ein Moment, der sich tiefer in das Gedächtnis Frankreichs einbrannte als viele Siege.
Unsterblich gemacht wurde dieser letzte Widerstand durch Alphonse de Neuvilles Gemälde Les Dernières Cartouches – die letzte Patrone. Ein Bild, das bis heute in der nationalen Seele Frankreichs verankert ist.
Doch während in Bazeilles Heldenmut lodert, zeigt ein anderes Bild die andere Seite der Wahrheit:

Bildnachweis: Émile Betsellère, L’Oublié !, Ausstellung Les désastres de la guerre 1800–2014, Musée Louvre-Lens. Foto: Velvet / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 2.0
L’Oublié von Émile Betsellère. Der Vergessene. Ein französischer Soldat, verwundet, verlassen, im Eis verendend. Kein ruhmreicher Kampf, keine letzte Geste, nur das stille, erbarmungslose Ende. Der Krieg, der an jenem Tag tobte, war nicht nur ein Krieg der Helden, sondern auch einer der Vergessenen.
Die Dörfer und Städte Lothringens und des Saarlandes, die sanften Hügel, die Flüsse, sie tragen noch heute die Narben dieser Zeit. Bazeilles, Gravelotte, Woerth, Spichern – Orte, deren Namen in den Granit des Gedächtnisses gemeißelt wurden. Der Krieg von 1870–1871 war brutal, unbarmherzig, kompromisslos. Die Schrecken, die Verwüstung, die bitteren Gefühle – sie haben eine Wunde geschlagen, die selbst spätere Kriege nicht tiefer reißen konnten.
Dieser Krieg war der erste, der Franzosen und Deutsche in der Neuzeit mit solcher Erbitterung gegeneinanderfühlte. Er war nicht der letzte Krieg zwischen beiden Nationen. Aber seine Grausamkeit, seine Scham und sein Schrecken haben sich wie ein Brandmal in das Gedächtnis eingebrannt, das bis heute nicht verlöscht ist.
La Dernière Cartouche ist mehr als ein Name. Es ist ein Vermächtnis. Es erinnert uns an die letzte Patrone, die verschossen wurde, nicht aus Hoffnung, sondern aus Ehre.
Und an den vergessenen Soldaten im Schnee, dessen Opfer nicht weniger wiegt.
Wir gedenken ihrer.
Doch Gedenken allein genügt nicht. Aus der Asche von Bazeilles, aus dem Leid der Vergessenen, aus der Stille der Gräber erwächst eine Pflicht: zu erinnern, zu verstehen und zu handeln.
Wir müssen lernen, dass Kriege, so sehr sie von Mut und Tapferkeit handeln, immer auch Geschichten von gebrochenen Leben und verlorenen Zukunftsträumen sind. Dass jedes überhöhte nationale Pathos, das sich über die Leichenberge der Geschichte erhebt, eine Lüge ist, die wieder in Blut endet.
Die Lektion von Bazeilles und der Felder von Lothringen lautet: Ehre die Tapferen, bewahre den Frieden.
Wenn wir der Letzten Patrone gedenken, dann nicht, um neue Gewehre zu laden, sondern um die Waffen schweigen zu lassen. Dann nicht, um die Wunden aufzureißen, sondern um Brücken zu bauen.
La Dernière Cartouche – die letzte Patrone – mahnt uns: Unsere wahre Ehre liegt heute nicht mehr im Kampf, sondern in der Bewahrung des Friedens.
Und doch reicht es nicht, in der Erinnerung zu verharren.
La Dernière Cartouche wurde gegründet, weil sich die Zeichen unserer Zeit verdunkeln. Weil wieder vom Krieg gesprochen wird, als wäre er eine selbstverständliche Zukunft. Weil Stimmen laut werden, die Kriegstüchtigkeit beschwören, Feindbilder schärfen, Gelder abzweigen – nicht für Schulen, Brücken oder Dialoge, sondern für Panzer, Granaten und Bomben.
Weil mühsam errungene Fortschritte, wie das Verbot von Personenminen und Streubomben, offen zur Disposition gestellt werden. Weil internationale Abkommen, die als zarte Brücken zwischen Völkern gebaut wurden, mit kalter Hand eingerissen werden sollen.
In einer Zeit, in der Parolen übertönen, was Vernunft verlangt, in der Kriegsrhetorik schneller wuchert als Verständigung, ist es notwendig, den Verstand zu schärfen. Kritisch zu denken. Sich nicht blenden zu lassen.
Patriotismus ist wertvoll. Aber er darf nicht zum Vorwand für Militarismus werden. Nationale Identität ist kostbar. Aber sie darf nicht in Nationalismus entarten.
La Dernière Cartouche hat sich verpflichtet, diesen Entwicklungen entgegenzutreten. Die Mechanismen der Kriegspropaganda offenzulegen. Die Verschiebung von Werten und Prioritäten sichtbar zu machen. Andere Schwerpunkte zu setzen: Auf Verständigung statt auf Aufrüstung, auf Bildung statt auf Zerstörung, auf die Kraft des Arguments statt auf die Gewalt der Waffen.
Wir schreiben nicht, um zu gefallen. Wir schreiben, weil viele schweigen. Weil Wahrheit mehr braucht als Haltung – sie braucht Form, Sprache und Mut.
Wir glauben, dass die Demokratie nicht an ihren Gegnern scheitert, sondern an ihrer Gleichgültigkeit. Dass Journalismus Widerstand gegen das Vergessen ist. Dass eine letzte Patrone kein Akt der Aggression ist, sondern ein Schwur: an Klarheit, an Aufrichtigkeit, an Verantwortung.
Bis zur letzten Patrone.
Louis André de la Sarre
Charles de Gaulle wird häufig folgender Gedanke zugeschrieben:
„Es ist die Pflicht freier Menschen, die Unterwerfung vor der Gewalt und das Vergessen angesichts der Prüfung zu verweigern.
Jede Generation empfängt zu ihrer Zeit die Aufgabe, die Seele ihres Vaterlandes zu verteidigen.
Dies ist ein heiliges Erbe, das weder Verrat noch Feigheit duldet.“
Auch wenn sich dieses Zitat in genau diesem Wortlaut nicht nachweisen lässt, fasst es doch treffend zusammen, was de Gaulle meinte:
Pflicht als innere Haltung. Widerstand als moralische Konsequenz. Und Erinnerung als Verantwortung.
Vielleicht würde er es heute so sagen:
Es geht nicht nur darum, ein Vaterland mit Waffen zu verteidigen.
Es geht darum, die Seele der Freiheit selbst zu bewahren – überall, wo sie bedroht ist.
Was er meinte, war nicht allein der Widerstand gegen eine äußere Invasion,
sondern auch der Widerstand gegen das innere Vergessen –
gegen den schleichenden Verlust von Geist, Mut und Aufrichtigkeit.
Die Prüfung der Freiheit ist niemals nur eine Frage der Macht.
Sie ist eine Frage der Erinnerung, der Verantwortung und des unbeugsamen Geistes.
Jede Generation muss sich fragen: Bewahren wir die Würde des Menschen, oder opfern wir sie der Bequemlichkeit, dem Lärm, der Angst? Das heilige Erbe, von dem de Gaulle sprach, ist kein Erbe von Siegen.
Es ist das Erbe, aufzustehen, wenn andere sich ducken. Zu erinnern, wenn andere vergessen wollen. Zu sprechen, wenn andere schweigen.
Titel: Die Schlacht von Bazeilles – Die letzte Kartusche
Übersetzung des Transkripts der Episode aus „La Petite Histoire“
Einleitung: Persönliche Worte zur Folge
Hallo zusammen und willkommen bei La Petite Histoire. Ich schicke euch nur eine kleine Nachricht zu Beginn, denn heute herrschen besondere Bedingungen: Ich bin im Urlaub bei meiner Familie, habe weder meine Videoausrüstung noch mein gewohntes Set, aber ich wollte euch diese Folge dennoch nicht vorenthalten. Denn heute geht es um etwas Großes – die Schlacht von Bazeilles, die berühmte Schlacht der letzten
Wir beginnen bei 00:27 sec
Die einleitenden Worte haben wir untersprungen. Das Video kann mit Untertiteln verschiedener Sprachen angesehen werden
Der Krieg und der Kontext
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 war ein Desaster und markierte das Ende des Zweiten Kaiserreichs. Doch selbst inmitten dieses Zusammenbruchs erinnern wir uns an die Heldentaten unserer Armee – und die Schlacht von Bazeilles gehört in voller Größe dazu.
Zwei Tage lang – vom 31. August bis zum 1. September 1870 – leisteten die Marsouins (Marineinfanteristen) und Bigors (Artilleristen) der „Blauen Division“ heroischen Widerstand gegen die bayerischen Angriffe. Deutlich in der Unterzahl und mit knappen Mitteln verteidigten sie ihre Stellung mit Ehre – koste es, was es wolle. Bis zur letzten Patrone, die symbolisch von Kommandant Aubert abgefeuert wurde.
Diese außergewöhnliche Schlacht wird bis heute von den französischen Marineeinheiten jedes Jahr feierlich erinnert.
Zur Erinnerung: Schuldfrage und Ziel von La Petite Histoire
Wir schreiben das Jahr 1870, mitten im Deutsch-Französischen Krieg, der – wie wir wissen – für die Truppen Napoleons III. ein Desaster werden sollte und das Ende des Zweiten Kaiserreichs einläutete.
Ich erspare euch hier die Details, warum der Krieg ausbrach und weshalb wir ihn unter solchen Schwierigkeiten verloren – das würde uns zu weit vom heutigen Thema wegführen. Aber wenn ihr euch eines merken solltet, dann: Es war die Schuld der Republikaner.
Wie immer bei La Petite Histoire versuchen wir, das Beste aus der Geschichte Frankreichs herauszustellen – selbst in Katastrophen wie dieser, vergleichbar mit 1940. Unser Blick soll auf das Positive gerichtet sein.
Die Blauen marschieren
Im August 1870, also mitten im Krieg, war ganz Ostfrankreich von deutschen Armeen besetzt. Marschall Bazaine war in Metz eingeschlossen. Marschall Mac Mahon erhielt den Befehl, mit einer Armee Bazaine zu entsetzen. In dieser Armee wurden erstmals Marsouins und Bigors in einer gemeinsamen Einheit zusammengeführt – der sogenannten „Blauen Division“.
Diese Truppen der Marine (ehemals Kolonialtruppen – Marsouins als Infanteristen, Bigors als Artilleristen) sollten in Bazeilles zur Legende werden. Von Reims aus marschierten sie im Eilmarsch mit der Armee von Châlons los und erreichten nach sechs erschöpfenden Tagen Sedan, wo Mac Mahon bereits unter Druck stand.
Am 30. August erhielt General Martin des Pallières den Befehl, mit der Blauen Division das Dorf Bazeilles zurückzuerobern – ein strategischer Punkt an der Grenze, der von bayerischen Truppen besetzt war.
Erste Eroberung und Gegenangriffe
Die Kämpfe begannen erbittert. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit und schlecht ausgerüstet, stürmten die Truppen das Dorf. Und tatsächlich: Am Abend des 30. August war Bazeilles wieder in französischer Hand – jedoch unter schweren Verlusten.
Doch in der Nacht erhielten die Bayern Verstärkung – sowohl an Männern als auch an Geschützen. Am Morgen des 1. September drangen sie erneut in das Dorf ein, in dem sie keine Gegenwehr mehr erwarteten. Doch 250 Marsouins führten einen brutalen Gegenangriff und warfen sie zurück.
Befehlskonflikt und vierter Angriff
Ein Kommandochaos folgte: Mac Mahon wurde verletzt und durch General Ducrot ersetzt, der den Befehl zum Rückzug gab. Kaum war das geschehen, übernahm General de Wimpffen mit einem Dienstschreiben das Kommando und ordnete an, Bazeilles erneut einzunehmen.
Die Franzosen griffen also zum vierten Mal an – im Verhältnis eins gegen zehn. Und wieder hielten sie das Dorf.
Verteidigung mit letzter Kraft
Die Kämpfe gingen weiter. Die Bayern, ständig verstärkt, warfen sich erneut in den Angriff. Die Marsouins kämpften gegen Granaten, Feuer, Rauch und Übermacht – sie verteidigten jede Straße, jedes Haus, jede Mauer – langsam, aber mit tödlicher Präzision. Sie fügten dem Feind hohe Verluste zu.
General de Vassoigne sah schließlich, dass seine Truppen am Ende waren. Er erklärte, die Marineinfanterie habe die äußersten Grenzen der Pflicht erreicht, und ordnete den Rückzug an.
Zur Deckung dieses Rückzugs blieben etwa 40 Männer zurück – unter dem Kommando von Aubert. Sie verschanzen sich in einem großen Haus.

Capitane Jean Coignet
Das Haus der letzten Kartusche
Kapitän Jean Coignet berichtet: Schießscharten wurden in Ziegel und Mauerecken geschlagen, große Fenster mit allem Möglichen geschützt – Getreidesäcke, Matratzen, Kissen, Möbel. Die besten Schützen standen an den Fenstern, die anderen reichten Munition.
Die Franzosen hielten stand. Die Bayern, zermürbt, setzten nun das ganze 15. Bayerische Regiment ein und griffen mit Geschützen an. Das Dachgeschoss stürzte ein, das Dach fing Feuer – aber niemand ergab sich.
Coignet notiert: „Der Deutsche – das ist jetzt der Preis, den man zahlen muss, um mit den Teufelsblauen fertigzuwerden.“ Und weiter: „Die Stellung ist eingekreist, das macht die Mission fast schon leichter – jetzt heißt es nur noch: töten und sterben.“
Die Verteidiger wechseln sich an den Fenstern ab, feuern präzise. Sie sind wenige – doch ihre Schüsse sitzen. Die Bayern wagen kaum, sich zu nähern.
Letzte Kugel, letzter Befehl
Doch auch die Franzosen erleiden schwere Verluste. Die Munition wird knapp. Sie durchsuchen die Leichen, sammeln Patronen – 30 Stück. Die letzten 30 Kartuschen werden den besten Schützen gegeben. Jeder Schuss trifft.
Dann bleibt nur noch eine einzige Patrone. Kommandant Aubert wird sie abfeuern.
Coignet: „29 Schüsse – sicher, langsam – treffen. Nur noch einer bleibt. Aubert – ihm gebührt die Ehre. Er lädt. Schweigen. Das Blut gefriert. Die Sinne sind gespannt. Der Schuss fällt. Nicht verloren. Es war die letzte Kartusche.“
Kapitulation mit erhobenem Haupt
Nun geht es darum, die Männer zu retten. Ein unnötiges Massaker soll vermieden werden. Ein weißes Tuch wird an ein Bajonett gebunden und aus dem Fenster gehisst.
Die Bayern, erleichtert, jubeln. Die Franzosen treten mit erhobenem Haupt aus dem Haus.
Sie hatten bis zuletzt gekämpft. Sie hatten dem Rest der Armee einen geordneten Rückzug ermöglicht.
Die Schlacht war verloren. Der Krieg ebenso. Aber die Ehre war gerettet.
Nachklang und Vermächtnis
Am Ende zählte die Blaue Division 2.655 Verluste – sie hatte den Bayern das Doppelte zugefügt.
Dieser erbitterte Widerstand wurde zur Legende der Marineinfanterie. Die Episode von Bazeilles wird bis heute jährlich von ihr gefeiert.
An jenem Tag zeigten die Marsouins und Bigors ihren ganzen Mut – den Mut des französischen Soldaten. Seine unglaubliche Zähigkeit. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, für die Ehre zu kämpfen – bis zum Letzten.
Ehre jenen, die in Bazeilles gefallen sind – für ihre Kameraden, für Frankreich.
Schlusswort
Vielen Dank fürs Zuhören – trotz der Umstände. Wir sehen uns nächsten Dienstag zu einer neuen Folge von La Petite Histoire.
Titel: „Bismarck? Der war kein Held, aber auch kein Idiot.“
So sprach Monsieur Mayer – pensionierter Oberstudienrat, ein scharfsinniger alter Kopf, der aus dem Ruhestand geholt wurde, um uns Nachgeborenen Geschichte einzubläuen. Kein Bismarck-Verehrer. Aber ein Bewunderer der Strategie, der Rhetorik, der Geduld dieses Mannes. Mayer konnte mit ruhiger Stimme zerpflücken, was Bismarck wirklich wollte – und was er später beanspruchte.
Er erklärte uns, wie der „Eiserne Kanzler“ nicht etwa aus Nächstenliebe zur Sozialgesetzgebung kam – sondern weil er den Sozialdemokraten das Wasser abgraben wollte. „Der hat denen das Thema gestohlen!“, rief Mayer einmal. Und plötzlich klang Geschichte wie ein Krimi.
Dann erzählte er von seiner Mutter. Wie sie – als Kind – mit einem Eimer vor der Hütte stand. Am Zahltag. Der Eimer voller Geld. Weil das Brot eine Stunde später schon das Doppelte kostete. Das war kein Schulbuchstoff. Das war gelebte Geschichte. Und wir hörten zu.
📚 Erinnerung ist kein Archiv. Sie lebt – durch jene, die uns erzählen, was man sonst nicht lernt.
Dein Kommentar
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On sent dans chaque ligne qu’il n’y a pas de stratégie.
Juste une urgence d’écrire.
Si c’est la dernière cartouche, elle est bien placée.
Et je suis prêt pour la suivante.
Ce site ne demande pas d’accord. Il demande une lecture. Et c’est exactement ce qu’on a oublié de faire
Ich weiß nicht, ob es Mut ist oder einfach nur Anstand – aber was ihr hier schreibt, schreiben andere nicht.
Und was ihr nicht schreibt, das schreit durch den Raum.
La Dernière Cartouche sagt, was andere verschweigen. Nicht laut, nicht marktschreierisch, sondern mit dieser leisen Schärfe, die man spürt, noch bevor man sie begreift.
Es geht hier nicht darum, Recht zu haben – sondern darum, überhaupt noch etwas zu sagen, das nicht weichgespült wurde.Ich lese euch, weil ich das Gefühl habe: Hier schreibt jemand nicht, um zu gefallen, sondern weil es gesagt werden muss.
Ich habe lange keine Texte mehr gelesen, die mir zuerst wehtun – und dann gut tun.
C’est brut, c’est vrai, c’est nécessaire.
La Dernière Cartouche dit ce que les autres taisent.
Kein Filter, keine Lüge, kein Lärm – nur das, was gesagt werden muss.
Ich hab lange auf sowas gewartet.
Das hier ist kein Blog. Das ist eine Waffe mit Tinte. Und ich liebe jede Zeile davon
Ich weiß nicht, wer die macht. Aber die Seite macht was mit mir.
Sie ist zu klug, um populär zu sein. Und zu ruhig, um laut zu werden.
Und genau das macht sie so gefährlich – im besten Sinne.
Voilà des textes intelligents qui méritent d‘être lus. Ils présentent des sujets, qu‘on ne trouverait pas ailleurs. Chapeau!
Merci beaucoup pour votre retour élogieux.
Nous sommes ravis que nos textes vous aient plu et que vous y trouviez des sujets originaux et stimulants.
Veuillez noter que tous nos articles paraîtront également en français. Nous faisons de notre mieux pour publier les deux versions dans des délais rapprochés. Toutefois, il peut arriver que la traduction soit ajoutée un peu plus tard. Merci pour votre compréhension.
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Au plaisir de vous retrouver bientôt parmi nos lecteurs fidèles.
Bien à vous,
Louis
Rédaction – La Dernière Cartouche