Saarland auf der Suche nach einem neuen Slogan – wir mischen uns ein
wir mischen uns ein
Zeit für einen neuen Slogan – und für frische Ideen!
Das Saarland sucht nach einem neuen Auftritt.
Markus Meyer von der Karlsberg Brauerei bringt mit „Großes entsteht durch Leidenschaft“ eine starke Idee in die Diskussion.
Wir greifen diesen Impuls auf – und denken ihn noch ein Stück weiter.
Großes entsteht nicht nur im Kleinen – manchmal auch aus einer starken Idee.
Diskutiert mit uns über den neuen Saarland-Slogan, bewertet Vorschläge und bringt eure eigenen Gedanken ein!
Und natürlich: Entdeckt auch unseren eigenen Favoriten: Vive la Performance!
Das Saarland auf der Suche nach einem neuen Slogan – wir mischen uns ein!
Der bisherige Saarland-Slogan „Großes entsteht immer im Kleinen“ hat unser Bild vom Land lange geprägt: Bescheidenheit, stille Größe und die Kraft kleiner Ursprünge. Doch die Zeit bleibt nicht stehen – und frische Ideen tun gut.
Umso erfreulicher ist es, dass sich nun ausgerechnet ein kreativer Kopf wie Markus Meyer, Geschäftsführer der traditionsreichen Karlsberg Brauerei in Homburg, zu Wort meldet. Meyer schlägt vor, den Slogan in „Großes entsteht durch Leidenschaft“ zu verändern – und bringt damit genau das auf den Punkt, was das Saarland heute mehr denn je braucht: Selbstbewusstsein, Stolz und neue Energie.
Wir finden: Das ist ein großartiger Impuls!
Es ist bemerkenswert, wenn Führungspersönlichkeiten der Wirtschaft nicht nur verwalten, sondern aktiv an der Identität ihrer Region mitarbeiten. Gerade Karlsberg hat im Saarland eine besondere Rolle: Die Brauerei steht für saarländisches Lebensgefühl – und blickt auf legendäre Werbezeiten zurück.
Man denke nur an die 80er- und 90er-Jahre, als Werbesprüche wie „Karlsberg Urpils – das Pils für den Mann im Mann“, der legendäre Ferrari-Clip oder die originelle Anzeige „Bier ist All“ – mit einer leeren Bierkiste im Weltall und nur dem saarländischen Wort „All“ – saarländischen Witz und Selbstironie auf den Punkt brachten. Karlsberg wusste damals schon, wie man Heimat und Humor verbindet – lange bevor Markus Meyer das Ruder übernahm.
Doch vielleicht können wir die Idee noch ein kleines Stück weiterdenken.
Das Saarland hat nicht nur Leidenschaft – es trägt auch eine einzigartige Geschichte in sich: Es ist die lebendige Brücke zwischen Deutschland und Frankreich.
Was bedeutet „Performance“?
Deutsch: Leistung, Leistungsfähigkeit, manchmal auch künstlerische Darbietung.
Englisch: Ergebnis, Erfolg oder eine Aufführung.
Französisch: Leistung, Erfolg, besonders im Sport, in der Wirtschaft oder Technik.
In allen drei Sprachen ist „Performance“ positiv besetzt und steht für Stärke, Qualität und Erfolg – genau die Botschaft, die unser neuer Saarland-Slogan transportieren soll.
Dieser Slogan spielt bewusst mit den Erwartungen:
Wer ihn liest, vermutet zunächst eine englische Phrase. Doch wenn man „Vive“ ausspricht, entfaltet sich der französische Klang – und genau dieser kleine Überraschungseffekt erzählt die wahre Geschichte des Saarlands: weltoffen, überraschend, kraftvoll.
Interessant dabei: Ein Franzose liest „Vive la Performance“ ganz natürlich, ein Deutscher stolpert kurz und versteht dann, ein Amerikaner empfindet es als modern und international.
Gerade dieser kleine Moment der Irritation ist kein Nachteil, sondern ein kreatives Markenzeichen:
Er spiegelt, dass das Saarland selbst eine Brücke zwischen Welten ist.
Ganz nebenbei fordert dieser Slogan – elegant und fast hinterlistig – auch dazu auf, die längst fällige Neuausrichtung zu wagen: hin zu einer tieferen, lebendigeren und besseren Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn.
Wir freuen uns darauf, diese Idee in die Diskussion einzubringen – und präsentieren den Slogan heute Abend sogar als kleine Audioaufnahme zum Anhören.
Eine Stellungnahme von Christof Sperl
Das Saarland sucht einen neuen Slogan. Die Redaktion des deutsch-französischen Magazins “La Dernière Cartouche” schlägt vor, dem Land den Titel “Vive la performance” zu verleihen. In der Tat birgt dieser Markenname einige Vorteile, die ich im Folgenden kurz skizzieren werde.
Befassen wir uns mit dem Verständnis von Sprache, ihrer Rezeption, spielt die Erwartungshaltung (frz. l’expectative) eine zentrale Rolle. Noch bevor ein Satz ganz gelesen und erfasst, eine Äußerung beendet ist, baut unser inneres Verständniswerkzeug eine Hypothese über seinen und deren Inhalt auf, die nach Verarbeitung aller Daten bestätigt oder korrigiert wird.
Durch die Allgegenwärtigkeit des Englischen sollten die meisten zunächst an den englischen Ausdruck performance mit seinem eingedeutschten Fokus auf sportlicher, körperlicher oder motorisierter Leistung denken, dürften dann allerdings über den französischen Einstieg ins Stolpern geraten. Und gerade das ist es, worauf es beim Gedanken an die Eigenheiten des Saarlands ankommt: Seine Eigenschaft als Übergang zwischen zwei Kulturkreisen aufzuzeigen. Dazu gesellt sich die Überraschung, am Thema eines deutschen Bundeslandes unvermittelt von vive la zu lesen.
Das französische Wort performance, nach dem Petit Robert ab 1839 als englisches Lehnwort im Französischen belegt, selbst aber wiederum von den Briten im 16. Jahrhundert aus dem Altfranzösischen parformance entliehen, befindet sich aus der Bedeutungsebene an ähnlicher Stelle – und belegt seinerseits den regen Sprachaustausch innerhalb Europas, seinen internationalen Wörtern, ihren weltweiten Bedeutungen, dem universalen Denken. Eine Diskussion der Performanz auf linguistischer Ebene im Sinne regelkonformer sprachlicher Reaktion erübrigt sich, da die meisten mit dieser Bedeutung noch nicht in Berührung gekommen sein dürften.
*Vive la performance: Stolperstein, gelungene tournure, ein Slogan voller Europa und ein vielversprechendes Etikett zugleich.“

ist ein deutscher Romanist, Autor und Literaturkritiker
Christof Sperl ist ein deutscher Romanist, Autor und Literaturkritiker mit einem besonderen Interesse an Sprachphilosophie, Semiotik und der Schnittstelle zwischen Sprache und Gesellschaft. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine präzise Analyse sprachlicher Phänomene und eine tiefgehende Auseinandersetzung mit kulturellen Kontexten aus.
In seinen Veröffentlichungen setzt sich Sperl kritisch mit Themen wie Scientology auseinander, wobei er die Organisation mit totalitären Regimen vergleicht und auf deren manipulative Strukturen hinweist. Seine Rezensionen und Essays sind bekannt für ihre scharfsinnige Argumentation und ihren klaren Stil.
Sperl betreibt einen eigenen Blog, auf dem er regelmäßig Beiträge zu aktuellen sprachlichen und gesellschaftlichen Themen veröffentlicht. Seine Artikel bieten fundierte Einblicke und regen zur Diskussion an.
Ein Beispiel für seine kritische Auseinandersetzung mit Scientology findet sich in seiner Rezension auf Amazon zum Buch von Lawrence Wright .
„Wer schon etwas über Nordkorea gelesen hat, wird sich wundern, daß die USA ein eigenes Nordkorea auf ihrem Territorium dulden, das den Namen ‚Scientology‘ trägt.“Amazon
Seine Expertise und sein Engagement machen ihn zu einer wichtigen Stimme in der deutschsprachigen Literatur- und Sprachwissenschaft.
Weitere Informationen und Beiträge von Christof Sperl finden Sie auf Autorenwelt
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