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Sainte Oranna – die Heilige, die den Frauen zuhört
Von Pilgerinnen, Dialektgebeten und der Macht einer alten Saargauerin
Sainte Oranna – die Heilige, die den Frauen zuhört
Von Pilgerinnen, Dialektgebeten und der Macht einer alten Saargauerin
Auf dem Grat über Fluss und Tal steht sie. Kein Monument, nur Stein und Wind – und doch hält sie stand. Ein Haus, kleiner als viele Kirchen, größer als jeder Aberglaube. Man sieht sie schon von Ferne, wenn der Abend das Gold aus den Bäumen hebt. Und man spürt: Sie ist mehr als ein Dach über einem Grab. Sie ist eine Stimme, die gern gehört wird.
Ich komme von hier. Aus dem Land, wo die Saarschleifen atmen, wo Nebel redet und Holz antwortet. Ich kenne die Mulden im Pfad, die Steine, die nie an derselben Stelle liegen. Ich hörte das Zischen des Windes in den Linden, das Rumpeln der Wolken über Lothringen und die Lieder der Mädchen, wenn sie hinaufzogen.
Auf dem Höhenzug über dem Saargau steht ein kleiner Bau aus Stein und Licht: die Kapelle der heiligen Oranna bei Berus. Sie ist Grab, Zuflucht und Erinnerung zugleich. Wer den Weg hinaufgeht, sieht weit – über Felder, über Täler, bis nach Lothringen hinab – und versteht, dass dieser Ort mehr ist als ein Bauwerk. Er hört.
Einst stand hier Eschweiler, ein Dorf, das die Jahrhunderte verschluckt haben. Von den Häusern blieb nichts, aber die Kapelle überdauerte. Eine Mutterkirche, sagen die Alten. Wege kreuzten sich hier, Felder neigten sich, Zeit blieb stehen. Schon 1220 war sie Pfarrei; später gaben die Prämonstratenser von Wadgassen ihr ihren Rhythmus. Messen, Gebete, Atem. Der Chor, der heute noch steht, stammt aus jener Zeit – hochgotisch, streng, schlicht, von jener Ruhe, die kein Schmuck, sondern Maß kennt. 1757 kam das neue Schiff hinzu, 1829 die Wiederherstellung.
Dann das zwanzigste Jahrhundert – das Jahrhundert der Wunden. Nach dem Krieg lag vieles in Trümmern. Pfarrer Wilhelm Kornelius und Architekt Rudolf Güthler gaben der Kapelle ihr Leben zurück. Sie bauten nicht nur Mauern, sie stellten etwas her, das tiefer lag: das Gedächtnis. Heute sieht man weiße Flächen, die Stille atmen, und Fugen, rotbraun wie alte Narben. Im Chor steht die Statue der Heiligen, der Blick ruhig, unnachgiebig. Über ihrem Grab eine Kupferplatte von Harry Leid, geschaffen 1969. Ein einfaches Kreuz, irisch im Zug, als wollte es sich erinnern, woher es kam. Darunter die Worte: SANCTA ORANNA CUM SOCIA. Ein Satz, der bleibt. Weil er weiß, dass das, was einmal Licht war, wieder Licht werden kann.
Die Legende sagt: Oranna kam von jenseits des Rheins, Irland vielleicht oder Schottland. Mit ihr Cyrilla – Freundin, Gefährtin, Mitschweigende. Zwei Frauen, heilkundig, still, beharrlich. Manche sagten, Oranna sei taub. Vielleicht hörte sie anders – nach innen. Wer die Welt nicht ganz hört, hört sie tiefer. Wer ausgeschlossen ist, lernt, im Schweigen Antwort zu finden. So wurde sie zur Heilerin. Nicht durch Wissen, sondern durch Mangel.
1480 öffnete man den alten Sarkophag. Zwei Skelette lagen nebeneinander, wie in einer Geste des Bleibens. Später kamen die Gebeine nach Berus. 1969 kehrten sie zurück, hierher – als wollte die Erde selbst ihre Ruhe wiederfinden. Seitdem ruht sie hier. Keine ferne Heilige, keine Statue. Eine Frau, die hört.
Wenn der September kommt und die Felder reifen, ziehen sie hinauf. Aus Beaumarais, aus Felsberg, aus Altforweiler. Junge Frauen mit Kerzen und Gebet auf den Lippen. Manche barfuß, andere in Schuhen, die schon zwei Sommer gesehen haben. Kein Spektakel. Nur Schritt, Atem, Wort.
Sie sprechen den alten Spruch, der geblieben ist:
Heilisch Orann, bescher mer en Mann! Kä Rooder, kä Seffer, kä Schmesser wéll isch hann! Käänen met em rooden Bart, die sinn von kääner gudden Art! Bescher mer en gudde Mann, datt aich lang draan hann!
Kein Witz steckt darin, kein Spott. Nur Mut. Laut zu sagen, was man braucht: Treue, Zärtlichkeit, Bestand. Der Rotbart – Sinnbild für Zorn, Trunkenheit, Verrat. Das, was man nicht will im Haus, nicht im Herz. Die Frauen umkreisen die Kapelle dreimal, klopfen mit der Stirn an das Portal, als wollten sie Ordnung in sich selbst bitten: einen klaren Kopf, ein ruhiges Ohr, ein Herz, das hört. Am Brunnen glitzert das Wasser, Kerzen flackern, Wind geht durch die Blätter, und in der Luft hängt etwas, das nicht vergeht – ein Summen aus Stimmen, Gebet und Erde.
Berus liegt im Übergang – zwischen Mosel und Saar, zwischen Frankreich und Deutschland – und gehört doch keinem von beiden. Ein Land der Kanten, das Grenzen kennt, aber keine Angst vor ihnen hat. Oranna ist hier so heimisch wie der Sandstein, der sie trägt. Ihr Kult ist ein feines Geflecht: Maria und Magie, Kirche und Acker, Heil und Humor. Neben Wendelin und Lucia steht sie, doch ihre Stimme ist anders – leiser, menschlicher. Das Ohr, das sie trägt, ist kein Schmuck. Es ist ein Versprechen. Dass es ein Hören gibt, das ohne Urteil ist.
In der Kapelle ist es still. Der Raum atmet. Die Steine wirken warm, als hielten sie das Licht fest. Man hört nichts – und doch alles: das Holz, das sich dehnt, den Wind, der durch die Tür zieht, das ferne Läuten aus dem Tal. Dann ein Moment, kaum spürbar, aber da. Das Licht fällt durch das Fenster, trifft die Kupferplatte und bleibt. Für einen Augenblick glüht sie – nicht grell, sondern sanft. Wie etwas, das lebt, obwohl es längst begraben ist.
Eine Frau tritt ein, bleibt stehen, legt die Hand auf den Stein, flüstert etwas, das niemand versteht, und geht wieder. Aber der Raum behält ihren Ton – wie er alle Töne behält: die Lieder, die Bitten, das Schweigen.
Es endet nicht. Oranna ist keine Statue. Sie ist das Ohr, das bleibt. Stille – nicht leer, sondern voll.
Memoire des Glaser-Meisters Jacques Dimel zu Vaudrevange (1757)
Bericht des Glasermeisters Jacques Dimel zu Vaudrevange, Anno 1757

ch, Jacque Dimel, Glasermeister zu Vaudrevange, habe dies in das Buch gesetzt im Jahr des Herrn 1757, da ich berufen wurde, an der Kapelle der heiligen Oranna zu Berus das Fensterwerk zu richten.
Ich bin kein Schreiber von Profession, doch hat mich das Werk selbst bewegt, ein Gedächtnis zu setzen von dem, was meine Augen sahen und mein Herz vernahm. Denn manche Arbeit, die mit den Händen geschieht, trägt ein heimliches Licht in sich, das nicht verloren gehen soll.
Der Weg hinauf auf den Berg ist beschwerlich, doch von alter Zeit her gesegnet. Man steigt durch roten Sandstein, über Stufen, die tief ausgetreten sind vom Fuß der Pilger. Wenn der Wind von Altforweiler heraufkommt, hört man bisweilen Stimmen aus dem Tal – Bitten, halbe Lieder, Murmeln. Kein Gesang, nur Ton.
Die Kapelle steht einsam auf der Höhe, wo einst Eschweiler lag, und ihr kleiner Turm sieht weit ins Land, bis über die Saar. Dort soll ich Glas setzen, dass das Licht wieder hineinfalle, wie es von Anbeginn war.
Ich schreibe dies nicht aus Stolz, sondern aus Demut, auf dass man dereinst wisse, wie das Werk begann – unter Gottes Blick und unter dem Schutz der heiligen Oranna.
Am Morgen nach Mariä Geburt nahm ich mein Gerät zusammen. Der Tau lag noch auf den Feldern von Vaudrevange, und der Rauch der Kalkbrenner stieg in dünnen Strähnen gegen den Himmel. Ich schloss die Werkstatt, legte den ledernen Riemen um die Schultern, daran die Kiste mit den Scheiben, und machte mich auf den Weg.
Hinter Beaumarais, wo die Schmiede lärmen, wendet sich der Pfad nach Altforweiler. Dort beginnt der rote Stein, hart und bröcklich, und die Stufen, die hinauf nach Berus führen. Kein Weg für Wagen, nur für Füße, und ich fühlte, wie mir der Atem ging.
Unterwegs begegneten mir zwei Weiber mit Körben auf dem Kopf. Sie trugen Brot und Kerzen für die Kapelle und grüßten fromm. Eine sprach: „Gott segne die Hand, die das Licht macht.“ Ich neigte mich und sagte: „Und die Herzen, die’s empfangen wollen.“
Je höher ich kam, desto weiter wurde der Blick. Das Land lag offen bis Metz, und das Licht hatte jenen hellen Schimmer, der über der Saar liegt, wenn der Tag sich klärt. Über mir aber rief die kleine Glocke von St. Martin, kurz und hart, als wüsste sie, dass ich kam.
So erreichte ich den Ort. Die Kapelle stand, wie ich sie von fern gesehen hatte: schlicht, aus grauem Bruchstein, der Chor mit altem Gewölbe, daran das neue Schiff, noch hell vom Kalk. An der Südwand hing ein einfaches Kreuz, das der Zimmermann aus Eiche gehauen.
Vor der Tür saß der Hüter der Kapelle, ein alter Mann mit weißem Haar. Er trug einen grauen Rock und hatte den Schlüssel an einem Band um den Hals. Als er mich sah, stand er auf.
„Ihr seid der Glaser aus Vaudrevange?“ fragte er.
„Ja, Vater,“ sprach ich, „Jacques Dimel, geschickt vom Pfarrherrn Kornelius.“
Er nickte langsam. „Dann tretet ein. Das Haus der Heiligen wartet.“
Wir traten in den Chor. Der Kalk roch noch frisch, die Steine atmeten Kühle, und durch das zerbrochene Nordfenster fiel ein Strahl, der sich über den Boden zog wie ein Messer aus Licht. Ich stand still. So ein Licht hatte ich noch nie gesehen.
Da sprach der Alte: „Man sagt, die Heilige selbst zeigt sich, wenn das Licht auf den Stein trifft – doch nur denen, die nicht mit leeren Händen kommen.“
Ich antwortete: „Ich bringe Glas, damit das Licht bleibe. Das mag ihr gefallen.“
Er lächelte kaum merklich, und ich begann, die Kiste zu öffnen.
Die Scheiben waren mundgeblasen, hell und unruhig wie Wasser. Ich hielt eine gegen den Strahl, und das Licht ging hindurch wie durch eine Seele.
In diesem Augenblick dachte ich: Das ist kein Werk für Lohn allein. Das ist Dienst. Ich machte das Zeichen des Kreuzes, und der Alte sprach: „Dann seid Ihr am rechten Ort.“ So begann meine Arbeit an der Kapelle der heiligen Oranna.
Ich blieb in Berus, so lange es die Arbeit verlangte. Tagsüber war das Hämmern, das Schneiden, das Setzen. Das Lot roch nach Blei und Leinöl, der Kitt nach Asche und Staub. Wenn die Sonne gegen Abend sank, schien sie durch die neuen Scheiben, und die Wände der Kapelle standen im goldenen Feuer.
Am dritten Abend, da das Werk fast vollbracht war, blieb ich allein zurück. Der Hüter war heimgegangen, und draußen lag der Berg still. Nur der Wind strich über das Gras. Ich zündete eine kleine Lampe an und setzte mich unter das Fenster im Chor.
Ich sah hinauf. In der Scheibe war das Bild der Heiligen, wie sie der Meister aus Trier erdacht hatte: der Mantel noch ohne Farbe, doch in seinem Glanz lag schon das Blau, das kommen sollte.
Da zog über den Himmel ein feines Licht, nicht wie Blitz, nicht wie Mondschein, sondern ein Schimmer, der in sich selbst lebte. Es fiel auf die Scheibe, sachte zuerst, dann stärker, bis das Bild zu glühen begann. Und plötzlich schien es, als ob das Glas nicht mehr Glas wäre, sondern Wasser, das sich bewegt.
Ich stand auf, nahm die Lampe und hielt sie tiefer. Da sah ich: im Licht stand eine Gestalt. Kein Schatten, kein Bild – ein Antlitz, mild und ernst zugleich. Die Lippen bewegten sich, doch kein Laut kam. Nur in mir war ein Klang, als spräche jemand ohne Stimme.
Da war’s, als hätt ich sie verstanden: „Nicht das Glas ist heilig, sondern das Licht, das hindurchgeht.“
Als ich mich besann, war die Lampe erloschen. Nur die Scheibe über mir schimmerte noch, als hielte sie das letzte Licht des Tages fest. Ich kniete nieder, legte die Hand auf den Stein und sprach leise:
„Heilige Frau, wenn du mich brauchst, so brauch mich recht. Mach, dass mein Werk nicht eiteles Prangen sei, sondern Trost für die, die hier beten.“
Dann war es still. Nur der Wind fuhr durch die Fugen, und die Kapelle atmete wie ein Lebendiges.
Am Morgen des Festtags kam Bewegung auf den Pfad. Von Felsberg her, von Beaumarais, aus den Niederungen, wo der Nebel noch lag, stiegen Frauen hinauf – in Röcken, die vom Tau schwer waren, die Haare mit Tüchern gebunden, die Schuhe in der Hand. Ich hörte sie, ehe ich sie sah: das Schaben der Sohlen auf Stein, das Klirren der Krüge, das flache Reden, das Schweigen danach. Kein Gesang, nur dieses Summen vieler Stimmen, wie ein Atem, der über das Tal zieht. Manche hielten Kerzen, manche Brot, eine trug einen kleinen Holzschnitt der Heiligen, eine andere ein Kind auf dem Arm, das schlief. Sie blieben am Brunnen stehen, wuschen Stirn und Hände, zogen den Rock zurecht, richteten den Blick nach oben.
Da schlug die Glocke. Nur einmal, kurz, aber rein. Ein Ton, der stehen blieb in der Luft, bis der Wind ihn nahm. Dann gingen sie weiter, in Reihen, ohne Worte. Nur das Rascheln der Stoffe, das Knirschen der Steine, das ferne Läuten von St. Martin. Ich stand am Rand des Weges und sah sie kommen. Sie sahen mich nicht, sie sahen nur die Kapelle. Das Licht war hell, beinahe weiß, und die Mauern standen still, als hielten sie den Atem an.
Die Frauen knieten auf dem Boden, manche hielten Rosenkränze, andere schauten still in die Sonne. Keine Musik, kein Wort, nur die Stille, die man zwischen zwei Atemzügen hört. Unten im Tal lag die Saar, darüber die blauen Konturen von Lothringen. Es roch nach Harz, nach Erde, nach Wachs und Gras.
Dann Stille. Eine jener Stillen, die mehr sagen als jedes Amen. So endigt mein Bericht. Ich habe Glas gesetzt – doch das Licht kam von anderswo.
Geschrieben zu Vaudrevange, im Herbst des Herrn 1757.
Jacques Dimel, Glasermeister.
Du Jungfrau, zarte Blume, so hold, so schön, so rein,
Du Stern im Firmamente, so klar wie Sonnenschein.
Wir ziehn zu deinem Grabe und flehn himmelwärts:
O heilige Oranna, hilf uns in Not und Schmerz.
Du Sproß vom Königsstamme, weil’st kamst du übers Meer.
Es trug dich eine Flamme von Liebe zu uns her.
Zu heilen und zu trösten war stets dein Herz bereit:
O heilige Oranna, du Maid der Lieblichkeit.
Du kamst in unsre Gaue, am Berge weilst du Ruh’;
Nur Gott war dein Vertrauen, nur Gott war deine Ruh’.
Des Bösen Pfeile prallten von dir als wär’s Erz:
O heilige Oranna, bewahr uns Herz und Schmerz.
Oranna, hilf uns tragen all Leid und alles Weh,
Laß demutvoll uns sagen: Dein Wille, Herr, gescheh.
Laß uns auf Erden pilgern mit glücklich frohem Herz:
O heilige Oranna, führ heim uns himmelwärts.
Trag unsre Flehn und Bitten, Oranna, hin zu Gott,
Erhör die, die hier bitten, in ihrer größten Not.
Schenk, Herr, der Welt den Frieden und tröste unser Herz:
O heilige Oranna, hilf uns in Not und Schmerz.
Gebet zur Heiligen Oranna
Heilige Oranna,
Bitte, dass mein Glaube steh fest und froh in Kampf und Weh,
dass mein Herz auf Gott vertrau’, stets auf seine Hilfe bau’.
Heilige Oranna, hilfreiche Magd, all unsre Not sei dir geklagt.
Bitte, dass der Hoffnung Licht schenke frohe Zuversicht,
sei du mir ein heller Stern, der mir leuchtet nah und fern.
Heilige Oranna …
Bitte, dass der Liebe Glut mich verbind’ dem höchsten Gut,
halt mich von Sünden frei, führ mich zum Himmel neu.
Heilige Oranna …
Segne Frucht und Ackerland, schütz vor Wasserflut und Brand,
halte fern Teuerung, Not, Krankheit, Krieg und bösen Tod.
Heilige Oranna …
Steh ich an des Todes Rand, oh, reich mir deine Hand,
schütze mich im letzten Streit, führ mich zur Seligkeit.
Heilige Oranna …
Quellen und weiterführende Literatur
- Oranna Dimmig, Kunstort Oranna-Kapelle Berus, Institut für aktuelle Kunst im Saarland, 2016. Detailanalysen zu Bauzustand, Wiederaufbau, Fensterprogramm Ruhlmann, Kupferplatte von Harry Leid, Zolnhofer-Triptychon.
(Link zur Publikationsseite: Institut für aktuelle Kunst: Oranna-Kapelle Berus) - Wikipedia-Artikel Orannakapelle und St. Martin Berus, für Baugeschichte, Kontext Eschweiler und Umfeld.
(Orannakapelle Wikipedia | St. Martin Berus Wikipedia) - Wikipedia-Artikel Oranna (Heilige), für Legende, Gebet, Orannalied-Überlieferung und jüngere Rezeption.
(Oranna (Heilige) Wikipedia) - Institut für aktuelle Kunst im Saarland, Objektseite Oranna-Kapelle, Kurzüberblick, Datierungen und Werklisten.
(Institut für aktuelle Kunst: St. Oranna Kapelle) - Saarlouiser religiöses Brauchtum, zu Orannakult, Reliquienkronen, Brunnen.
(Saarlouiser religiöses Brauchtum Wikipedia)zur Orannakirmes gesungen – begleitet von Blasorchester und Gemeinde.
Entstehung des Beruser St.-Oranna-Lieds
Das Lied wurde 1911 vom blinden Theodor Lerond aus Metz verfasst – einem Organisten und Komponisten, der für mehrere Wallfahrtsorte der Region geistliche Gesänge schrieb. Lerond widmete das Lied der Heiligen Oranna und übergab es dem damaligen Pfarramt Berus, wo es erstmals in der Prozession des Jahres 1912 gesungen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg griff Pfarrer Wilhelm Kornelius (1905–1978) das Lied erneut auf. Er ließ Text und Melodie überarbeiten und drucken, fügte eine fünfte Strophe hinzu und machte es zum offiziellen Wallfahrtslied der Kapelle. In dieser Form wird es seit den 1950er-Jahren jedes Jahr zur Orannakirmes gesungen – begleitet von Blasorchester und Gemeinde.
THEODOR LEROND (1865 – 1952)
Organist und Komponist aus Metz-Queuleu
Geboren: 9. November 1865 in Cocheren (Moselle) |Gestorben: 17. Juni 1952 in Metz-Queuleu
Ursprünglich Lehrer in Petit-Temquin (heute Tenteling) und Metz während der deutschen Annexion (1871–1918).
Nach dem Verlust des Augenlichts vorzeitig pensioniert und anschließend als blinder Organist und Komponist in Metz-Queuleu tätig.
Verfasser des „Chant d’Oranna“ (1911), eines kirchlichen Wallfahrtsliedes, das 1912 bei der Prozession zur Orannakapelle in Berus uraufgeführt wurde. Dieses Lied gilt als Grundlage des heutigen Beruser St.-Oranna-Liedes.
Wahrscheinlich in lothringischer Tradition blinder Kirchenmusiker geschult – vermutlich mit Kenntnis der Braille-Musiknotation.
Sein Lebensweg steht in der Kontinuität der blinden Organisten Lothringens und spiegelt die soziale und spirituelle Welt der Moselle im frühen 20. Jahrhundert wider.

Das Original-Blatt des Oranna-Liedes
Wichtige Quellen:
- Personenstandsregister Cocheren (1865) und Metz (1952)
- Henri Lerond, Souvenirs de famille, Bibliothèque de Cocheren
- Archives départementales de la Moselle (Série T, dossier d’instituteur)
- Archives diocésaines de Metz (fonctions paroissiales à Queuleu)
- Presse mosellane 1911–1913 (La Moselle, procès-verbal de la procession de Berus)
- Lebensmotto (durch sein Werk überliefert): „Nicht das Glas ist heilig, sondern das Licht, das hindurchgeht.“






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