Loading

Cet article est disponible en : 🇫🇷 Français

Die kostbarste Konfitüre der Welt Johannisbeeren und Gänsefeder in Bar-le-Duc

Johannisbeeren und Gänsefeder in Bar-le-Duc

Bar‑le‑Duc liegt im Nordosten Frankreichs, in der historischen Region Lothringen . Die Stadt ist Hauptstadt des Départements Meuse und liegt malerisch im engen Tal der Ornain, etwa 200 km östlich von Paris und südwestlich von Nancy.

Louis de la SARRE

✍️ Louis de la SARRE

📖 Über den Autor lesen
📰 Medium: La Dernière Cartouche

In einer Welt, die von Schnelligkeit und Massenproduktion geprägt ist, gibt es wenige Produkte, die sich diesem Zeitgeist entziehen und stattdessen durch Geduld, Handwerk und eine lange Tradition bestechen. Die Confiture de groseilles de Bar-le-Duc gehört zu diesen Ausnahmen. Diese besondere Johannisbeerkonfitüre wird ausschließlich in der kleinen lothringischen Stadt Bar-le-Duc hergestellt und verbindet seit Jahrhunderten meisterhafte Handarbeit mit einer tief verwurzelten regionalen Geschichte.

Was die Konfitüre so einzigartig macht, ist die akribische und zeitintensive Herstellung. Jede einzelne rote oder weiße Johannisbeere wird von Hand entkernt. Dabei bedienen sich die sogenannten „épépineuses“ einer fein zugespitzten Gänsefeder, mit der sie behutsam die Kerne herauslösen, ohne die zarte Haut und das Fruchtfleisch zu verletzen. Dieses langsame und sorgfältige Verfahren nimmt viel Zeit in Anspruch: Rund drei Stunden Arbeit sind nötig, um ein Kilogramm Beeren zu bearbeiten. Die Tätigkeit verlangt Geschick, Konzentration und große Geduld – Eigenschaften, die über Generationen weitergegeben wurden und heute noch von wenigen Frauen mit großer Hingabe ausgeübt werden. Das Ergebnis ist eine Konfitüre mit außergewöhnlicher Transparenz und einer feinen, klaren Textur, die im Geschmack die reine Frucht und ihre natürliche Frische bewahrt.

Diese Tradition ist eng mit der Geschichte der Region verbunden. Bereits im 14. Jahrhundert ist die Herstellung der Johannisbeerkonfitüre dokumentiert, und spätestens im 16. Jahrhundert wurde sie am Hof von König Franz I. als kostbare Delikatesse geschätzt. Zwar existieren keine zeitgenössischen Urkunden, die die Konfitüre explizit erwähnen, doch belegen regionale Überlieferungen und gastronomische Traditionen ihre Bedeutung als Symbol von Luxus, Geduld und feinem Handwerk. Bar-le-Duc selbst, einst ein bedeutendes Handels- und Kulturzentrum Lothringens, ist bis heute eng mit diesem Produkt verbunden, das zu seinem kulinarischen Aushängeschild geworden ist.

Der Geschmack der Confiture de groseilles ist ebenso besonders wie ihre Herstellung. Die Süße tritt zurück, sodass die lebendige Fruchtigkeit der Johannisbeere klar zur Geltung kommt. Ein Löffel eröffnet ein Erlebnis von Frische und Reinheit, das nur durch die langsame, manuelle Arbeit möglich wird. Diese Qualität macht die Konfitüre nicht nur zum geschätzten Frühstücksbegleiter auf Croissants oder Brot, sondern auch zu einer feinen Zutat in der gehobenen Küche, etwa zu Wildgerichten oder zu edlem Käse wie Brillat-Savarin.

Nicht nur in Bar-le-Duc, sondern auch in kleineren Dörfern wie Nant-le-Grand, mit seinen rund 80 Einwohnern, wird die Verbindung zur Johannisbeere lebendig gehalten. Jährlich findet dort die „Fête de la Groseille“ statt, ein einfaches, aber herzliches Fest in der Hauptstraße, das die lokale Kultur und das Handwerk ehrt. Die Einwohner erinnern sich daran, wie in den 1980er-Jahren die Ernte oft bis Mitte August dauerte – „das waren noch Zeiten“, sagt man dort mit einem Lächeln. Bei diesem Fest werden auch heute noch Live-Demonstrationen der Entkernung mit der Gänsefeder gezeigt, die den Wert und die Sorgfalt der Handarbeit vermitteln. Diese kleinen Feiern sind Ausdruck der regionalen Identität und des lebendigen Kulturerbes.

Der Preis der Confiture de groseilles spiegelt ihre Einzigartigkeit wider. Für ein Kilogramm zahlt man zwischen 250 und 300 Euro – eine Summe, die die enorme Zeit, die Hingabe und das handwerkliche Können honoriert. Damit zählt sie zu den teuersten Konfitüren der Welt. Für viele Käufer ist sie mehr als ein Lebensmittel: Sie ist ein Produkt bewussten Genusses und ein Symbol der Wertschätzung für Qualität und Tradition.

Im internationalen Vergleich ist die Confiture de groseilles ein Unikat. Während viele Konfitüren industriell hergestellt werden, steht sie für die Verbindung von Mensch und Natur, von Geschichte und Gegenwart, von Geduld und Geschmack. Sie lädt ein, innezuhalten, bewusst zu genießen und die Kunst des langsamen Werdens zu schätzen – in jedem Glas steckt ein Stück lothringischer Kultur, das seinen festen Platz in der kulinarischen Welt behauptet.

Anne  Dutriez | Maison Dutriez

Quellenangaben

  • Maison Dutriez – Offizielle Webseite
    Die älteste und bekannteste Manufaktur in Bar-le-Duc beschreibt ausführlich das traditionelle Verfahren der Entkernung mit der Gänsefeder und die Geschichte der Konfitüre. https://www.groseille.com
  • Wikipedia (französisch) – Confiture de groseilles de Bar-le-Duc
    Umfassende Darstellung der Herstellung, der regionalen Bedeutung und der historischen Hintergründe.https://fr.wikipedia.org/wiki/Confiture_de_groseilles_de_Bar-le-Duc
  • TF1 Reportage „La confiture à la plume d’oie“
    Dokumentation der traditionellen Handarbeit in Bar-le-Duc mit Interviews und authentischen Einblicken (Video und Artikel). Suchbegriff: „confiture Bar-le-Duc plume d’oie“ https://www.tf1info.fr
  • BienManger.com
    Feinkostportal mit Produktbeschreibungen, Preisangaben und Informationen zur limitierten Herstellung.
    https://www.bienmanger.com
  • Ulis-Culinaria – Kulinarische Spezialitäten aus Lothringen
    Hintergrundberichte zur regionalen Küche, inklusive der Bedeutung der Johannisbeerkonfitüre als Kulturerbe.
  • Gastronomische Literatur
    Jean-Paul Favard: La cuisine de Lorraine – historische Einblicke in die kulinarische Tradition Lothringens.
  • Diverse regionale Chroniken und Kochbücher des 16. Jahrhunderts (als Referenz zur Höfeküche von Franz I., z. B. Le Viandier und weitere historische Quellen).
0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert