Marcel Fratzscher
Der moralische Manager
Er tritt auf wie ein Warner – und wirkt doch wie ein Investor. Marcel Fratzscher, Deutschlands medial aktivster Ökonom, verkauft seit Jahren dieselbe Ware in neuen Verpackungen: Mehr Staat, mehr Umverteilung, mehr Klimasteuern. Es klingt nach Aufklärung, ist aber oft PR – nicht für Produkte, sondern für eine Haltung, die erstaunlich gut mit seinen institutionellen Netzwerken harmoniert.
„Die größte Gefahr sei nicht die Energiekrise, sondern der Klimawandel selbst“, sagt Fratzscher. Das klingt moralisch. Es ist aber vor allem: bequem. Denn wo der Feind so groß ist, muss keiner mehr Rechenschaft ablegen.
Wer so spricht, verschiebt Verantwortung: weg von konkreter Standortpolitik, hin zu abstrakten Risiken. Was bleibt, ist eine Rechtfertigungsmaschine für immer neue Abgaben. Der „Klima-Soli“, den Fratzscher vorschlägt, sei keine Strafe, sondern Vorsorge. Doch für wen genau?
Für die Bürgerinnen und Bürger, die damit einmal mehr für politische Versäumnisse zahlen?
Für Unternehmen, die ohnehin schon unter Bürokratie und Energiekosten ächzen?
Oder für jene Institute und Gremien, die sich mit der Abwicklung des Problems ein zweites Geschäftsmodell aufgebaut haben?
Denn Fratzschers Vorschläge sind nicht gratis. Sie schaffen neue Finanzströme – und damit auch neue Machtstrukturen. Das DIW betreibt über seine Tochter DIW Econ wirtschaftsnahe Beratung. Studien werden beauftragt, Ergebnisse geliefert. Wer zahlt, wird nicht immer transparent. Als Uber für eine Mobilitätsstudie mitfinanzierte, sah man weg. Als die Bertelsmann Stiftung strukturelle Reformen wollte, lieferte man Argumente.
Fratzscher ist kein korrupter Akteur – das wäre zu billig. Er ist ein Systemspieler, der Regeln kennt, gestaltet und gelegentlich umschreibt. Der Kapitalismus, den er kritisiert, bezahlt seine Vorträge. Die Medien, die er regelmäßig beliefert, sichern seine Sichtbarkeit. Und die Politik, die er berät, ist mitverantwortlich für die Krisen, die er beklagt.
Es geht nicht um das, was Fratzscher sagt – sondern um das, wann er es sagt und wem es nützt.
Wenn die Industrie abwandert, dann nicht allein wegen des Wetters. Sondern weil sie sich in einem Land wiederfindet, das Risiken sozialisiert und Erträge privatisiert – aber nur in eine Richtung. Fratzscher nennt das „Verantwortung“. Man könnte es auch: interessengeleitete Wirklichkeitsproduktion nennen.
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