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Chanson du mois

Zaho de Sagazan – La symphonie des éclairs

Albertine C. Berger Autoren-Siegel

✍️ Albertine C. Berger

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📰 Medium: La Dernière Cartouche

Es gibt Stimmen, die sind wie Lichtstrahlen unter der Tür eines dunklen Raumes. Man hört sie – und plötzlich weiß man, dass da draußen eine Welt ist, die man noch nicht betreten hat.
Zaho de Sagazan hat so eine Stimme. Keine, die gefallen will – sondern eine, die aufwühlt, die gegenstreicht, die das Innerste lackiert wie der Regen ein altes Fenster.

Geboren 1999 in Saint-Nazaire, könnte sie aus einem Chanson entsprungen sein, das vergessen im Atlantikwind zwischen zwei Jahrzehnten geflattert ist. Doch was sie bringt, ist nicht Nostalgie. Es ist Widerstand. Gegen Oberflächlichkeit. Gegen musikalische Etikette. Gegen das Schweigen der Gefühle.

„La symphonie des éclairs“ ist nicht nur ein Lied – es ist ein Bekenntnis: zu Zärtlichkeit ohne Schwäche, zu Schmerz ohne Pathos, zu Wucht ohne Lautstärke. Man fühlt in ihr etwas, das an Stromae erinnert – nicht im Klang, sondern im Anspruch:
Musik nicht als Ware, sondern als Wunde. Nicht als Show, sondern als Sprache für das Unsagbare.

Was Stromae für die Widersprüche des modernen Mannes ist, das wird Zaho für die verletzliche Stärke der jungen Frau: Eine Übersetzerin innerer Unwetter. Eine Choreographin zersplitterter Träume. Eine Puppenspielerin über der Leere.

Und ja, es stimmt: Man sieht sie – dieses blonde Mädchen, fast schüchtern, fast zerbrechlich –
und kann kaum glauben, dass aus diesem Körper eine Stimme kommt, die sich anhört, als würde ein Jahrhundert durch sie hindurchsingen.

Sie ist nicht die Tochter von irgendwem. Sie ist eine Stimme, die sich selbst erschaffen hat.
Wie ein Gedicht, das sich selbst schreibt – weil es anders nicht auszuhalten ist.

🎤 Chanson du mois : Zaho de Sagazan – La symphonie des éclairs

Mit über 14 Millionen Aufrufen seit Oktober 2023 hat sich La symphonie des éclairs als ein musikalischer wie visueller Ausnahmefall etabliert: ein Lied, das flüstert, bebt – und in jeder Zeile leuchtet.

Die aus Saint-Nazaire stammende Zaho de Sagazan, geboren 1999, verbindet elektronische Klangflächen, tiefes Klavier und eine Stimme, die zwischen Zärtlichkeit und Wut vibriert. Ihr Debütalbum La symphonie des éclairs (erschienen 2023) ist ein Manifest für alle, die nicht „über den Wolken“, sondern „unter dem Sturm tanzen“ – und darin Schönheit finden.

Der Titelsong ist geschrieben, komponiert und interpretiert von der Künstlerin selbst, gemeinsam arrangiert mit Alexis Delong und Pierre Cheguillaume. Die Produktion trägt die Handschrift von Nicolas Subréchicot, das klanglich exzellente Mastering stammt von Nikola Feve (Nk.F).

Auch das begleitende Musikvideo, ein kunstvoll inszenierter Kurzfilm von Bobby Léon, verleiht dem Stück eine cineastische Tiefe, die weit über klassisches Musikfernsehen hinausgeht. Mit Beteiligung von Modedesigner Charles de Vilmorin, Choreograf Mès Lesne und einem aufwendigen VFX-Team entsteht ein visuelles Gedicht über Schmerz, Transformation und Licht im Sturm.


🎧 Streaming:
„La symphonie des éclairs“ ist auf allen Plattformen verfügbar:
👉 ZahoDeSagazan.lnk.to/lsde_edit

📀 Album:
👉 ZahoDeSagazan.lnk.to/lasympho

Französisch (Original)Deutsch (Übersetzung von A. C. Berger)Erklärung / Kommentar
Il fait toujours beau au-dessus des nuages
Mais moi, si j’étais un oiseau, j’irais danser sous l’orage
Je traverserais les nuages comme le fait la lumière
J’écouterais sous la pluie la symphonie des éclairs
Über den Wolken ist es immer hell.
Doch ich – wäre ich ein Vogel – ich tanzte unter dem Sturm.
Ich durchquert’ die Wolken, wie das Licht es tut.
Und lauschte im Regen der Symphonie des Blitzes.
Der Eingang ist fast wörtlich übertragbar, doch jeder Begriff ist literarisch gewichtet.
„hell“ statt „schön“ reflektiert Licht als seelischen Zustand.
„ich tanzte“ im Konjunktiv II stellt Distanz und Poesie her.
„lauschte“ steigert das sinnliche Bild gegenüber „hören“.
Dès sa plus tendre enfance
Elle ne savait pas parler autrement
Qu’en criant tout bas, pas faute d’essayer
De les retenir, ces cris et ces larmes
Qui les faisaient tant–
Schon in zartester Kindheit
vermochte sie nicht anders zu sprechen
als flüsternd zu schreien – nicht aus Mangel an Willen,
die Tränen, die Schreie zurückzuhalten,
die ihnen so weh taten…
Metaphorische Gegensätze („flüsternd zu schreien“) bleiben erhalten.
„nicht aus Mangel an Willen“ bringt Tiefe statt Alltagssprache.
Letzter Halbsatz bleibt offen – wie im Original – als schwebende Emotion.
En grandissant, rien ne s’est calmé
Petite tempête s’est trouvé des raisons de pleuvoir autant
Qui pourrait l’aimer, franchement ?
Personne n’aimerait se retrouver au cœur d’une tempête, avouez
Il y a des raisons de pleurer
Elle a ses raisons, mais–
Auch als sie heranwuchs, wurde nichts still.
Das kleine Gewitter fand Gründe, so viel zu regnen.
Wer – ehrlich – könnte sie lieben?
Niemand will sich wiederfinden im Auge eines Sturms. Gebt es zu.
Es gibt Gründe zu weinen.
Sie hat die ihren – doch…
„Regnen“ als poetische Umschreibung für „weinen“ bleibt erhalten.
Fragen und Direktheit („Gebt es zu“) ins Deutsche gerettet.
„im Auge eines Sturms“ – metaphorisch identisch, rhythmisch geglättet.
Quand la tempête a su que des mélodies pouvaient s’échapper du vent
Et se retrouver dans le cœur des gens
Celle-ci s’est dit : « Nulle raison d’envier le soleil »
Je ferai danser les gens au rythme de mes pleurs
La tourmente de mes chants viendra réchauffer les cœurs
Réchauffer mon cœur
Als der Sturm verstand,
dass Melodien aus dem Wind entweichen können
und sich in die Herzen der Menschen verirren –
da sprach er:
„Kein Grund mehr, die Sonne zu beneiden.
Ich lasse die Menschen tanzen zum Rhythmus meiner Tränen.
Der Aufruhr meiner Lieder wird Herzen wärmen –
auch das meine.“
Personifikation des Sturms bleibt erhalten.
„verirren“ statt „wiederfinden“ betont emotionale Flüchtigkeit.
„Aufruhr“ für „tourmente“ erlaubt Doppeldeutigkeit (Gefühl + Natur).
Je suis de ces oiseaux qui nous font danser sous l’orage
Je traverserais tous les nuages pour trouver la lumière
En chantant sous la pluie la symphonie des éclairs
Ich bin einer jener Vögel,
die uns im Sturm zum Tanzen bringen.
Ich durchquere alle Wolken auf der Suche nach Licht –
und singe im Regen
die Symphonie der Blitze.
Letzte Strophe schließt den Kreis zur ersten: Tanz, Sturm, Licht.
„auf der Suche nach Licht“ schafft eine suchende, offene Haltung.
Die Metapher bleibt ungebrochen, ohne zu erklären – nur zu zeigen.

Die Symphonie der Blitze – Übersetzung: Albertine C. Berger

„Übersetzen heißt nicht nachsprechen, sondern hinspüren. In jeder Zeile dieser Übertragung steckt ein Versuch, nicht nur die Wörter zu treffen, sondern den Sturm, der in ihnen lebt.“


Il fait toujours beau au-dessus des nuages
Dort oben, über den Wolken, ist immer schönes Wetter

Mais moi, si j’étais un oiseau, j’irais danser sous l’orage
Doch ich, wär ich ein Vogel – ich würd’ im Sturm tanzen

Je traverserais les nuages comme le fait la lumière
Ich würd’ die Wolken durchqueren, so wie es das Licht tut

J’écouterais sous la pluie la symphonie des éclairs
Und unter dem Regen – der Blitze Symphonie hören

Dès sa plus tendre enfance
Schon in zartester Kindheit

Elle ne savait pas parler autrement
vermochte sie nicht anders zu sprechen

Qu’en criant tout bas, pas faute d’essayer
als flüsternd zu schreien – nicht aus Mangel an Mühe

De les retenir, ces cris et ces larmes
die Schreie, die Tränen zurückzuhalten,

Qui les faisaient tant–
die jenen da so sehr wehtaten…

En grandissant, rien ne s’est calmé
Mit dem Erwachsenwerden wurde nichts leiser

Petite tempête s’est trouvé des raisons de pleuvoir autant
Das kleine Gewitter fand seine Gründe, so viel zu weinen

Qui pourrait l’aimer, franchement ?
Wer sollte sie lieben, ehrlich gesagt?

Personne n’aimerait se retrouver au cœur d’une tempête, avouez
Niemand will mitten im Sturm stehen, gebt es zu

Il y a des raisons de pleurer
Es gibt Gründe zu weinen

Elle a ses raisons, mais–
Und sie kennt ihre – doch…

Quand la tempête a su que des mélodies pouvaient s’échapper du vent
Als der Sturm erfuhr, dass Melodien aus dem Wind fliehen können

Et se retrouver dans le cœur des gens
und sich wiederfinden im Herzen der Menschen,

Celle-ci s’est dit : « Nulle raison d’envier le soleil »
sprach er: „Kein Grund mehr, die Sonne zu beneiden“

Je ferai danser les gens au rythme de mes pleurs
Ich lasse die Menschen tanzen – im Takt meiner Tränen

La tourmente de mes chants viendra réchauffer les cœurs
Der Aufruhr meiner Lieder wird ihre Herzen erwärmen

Réchauffer mon cœur
und mein eigenes Herz mit

Je suis de ces oiseaux qui nous font danser sous l’orage
Ich bin einer jener Vögel, die uns tanzen lassen – im Sturm

Je traverserais tous les nuages pour trouver la lumière
Ich würd’ durch alle Wolken fliegen, um das Licht zu finden

En chantant sous la pluie la symphonie des éclairs
und unter dem Regen – die Symphonie der Blitze singen


TRISTESSE

🇫🇷 Original (Zaho de Sagazan)🇩🇪 Übersetzung (Albertine C. Berger)
Qui va là ?
Tristesse, vous ne m’aurez pas ce soir
Wer ist da?
Traurigkeit, du kriegst mich heute Nacht nicht
J’ai enfin trouvé la sagesse
Et désormais les pleins pouvoirs
Ich hab endlich die Weisheit gefunden
Und nun die volle Macht
Quelle audace de me faire croire
Que je ne suis qu’un pauvre pantin
Was für eine Dreistigkeit, mir weiszumachen,
dass ich nur eine erbärmliche Marionette sei
Manipulé par vos mains
Dégueulasses de désespoir
Gelenkt von deinen Händen,
verdreckt vom Verzweiflungsdreck
Marionnettiste, je suis
Et sûrement pas l’inverse
Ich bin die Puppenspielerin
Und sicher nicht das Gegenteil
Les émotions sont des couleurs
Je suis le peintre qui les renverse
Gefühle sind Farben –
Ich bin die Malerin, die sie aufwühlt
Tristesse, dégage de làTraurigkeit – verschwinde!
Contrôle total des sentiments
La tristesse me déteste
Totale Kontrolle über das Gefühl
Die Traurigkeit hasst mich
À part mes pulsions de création
Je contrôle tout le reste
Nur meinen Schaffensdrang nicht –
sonst kontrolliere ich alles
Il arrive des fois que
J’ai beau tout faire, tout dire
Pour la faire partir elle reste là
Manchmal kommt sie doch
Ich kann tun, sagen, was ich will –
sie bleibt einfach da
Tristesse est là et
Marionnettes, on est
Traurigkeit ist da –
Und Marionetten, das sind wir
Et on le reste
Et on déteste
Und das bleiben wir
Und wir hassen es
Je te détesteIch hasse dich

Man hätte es nicht erwartet: Zaho de Sagazan wirkt auf den ersten Blick wie ein blondes Mädchen aus Saint-Nazaire. Doch sobald ihre Stimme ertönt, wird aus Verwunderung Staunen. In Frankreich war genau das der Moment, in dem viele innehalten mussten…

„Unsere erste Erinnerung an Zaho de Sagazan geht auf den Juni 2022 zurück. Auf der Bühne des Point Éphémère gab sie ihr erstes Solokonzert in Paris. Wir verließen den Saal damals gleichzeitig verwundert und beeindruckt.“PAN M 360

„Ich war immer mit einem Vater zusammen, der Künstler war und seine Berufung nicht gerade im Stillen lebte – sein Atelier war direkt nebenan. Ich habe viel getanzt, aber irgendwann damit aufgehört. Ich langweilte mich sehr – und genau in dieser Zeit entdeckte ich das Klavier.“– Zaho de Sagazan

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